Umgang mit Gefühlen

Wo kommen Gefühle eigentlich her?

Zu den Grundgefühlen, die als wesentlicher Bestandteil jeder menschlichen Existenz angesehen werden, zählt die Psychologie Freude, Ärger, Angst, Traurigkeit, Verachtung, Ekel und Überraschung. Diese Basisemotionen werden in allen Kulturen gleichermaßen anhand von Mimik und Körperreaktionen erkannt.

 

Die frühkindliche Entwicklung der Emotionen

 

Mit der Fähigkeit, diese Gefühle wahrzunehmen, werden wir geboren. Ebenso wie wir unterschiedliche Farben erkennen können. Und so wie bei Farben müssen Kinder erst lernen, ihren Gefühlen Worte zu geben. Dabei orientieren sie sich an der Umgebung, zunächst natürlich an den engsten Bezugspersonen, in der Regel den Eltern. Dieses emotionale Lernen beginnt bereits in den ersten Lebensmonaten, sagt man, und ist ungefähr mit dem 6. Lebensjahr abgeschlossen. Die Entwicklung unseres Ichs ist demnach schon sehr früh an kommunikative Vorgänge gekoppelt. Einerseits lernt der Mensch seine Gefühle über Mimik, Gestik und Laute auszudrücken, gleichzeitig steigt das Verständnis für die Auslöser von Gefühlen. Darüber lernen sie, ihre Gefühle zu regulieren. Wenn Mama den Schmerz vom aufgeschürften Knie wegpustet, lernt das Kind, dass Zuneigung und Trost Traurigkeit in Geborgensein verwandeln können. Wenn dagegen die Mutter sagt: "Stell dich nicht so an, das ist doch nicht so schlimm!", erfährt das Kind, dass seine Gefühle irgendwie falsch sein müssen. Gefühle eines Kindes sollte man nicht klein reden.

 

Das frühkindliche Erleben eines stabilen Umfeldes der Gefühle ist für die  Entwicklung wichtig. Wird dies durch sogenannte Double-Bind-Botschaften gestört, können sich emotionale Defizite entwickeln. Auch gefühlskalte Eltern können Verunsicherung in der emotionalen Entwicklung hinterlassen. So spielt der Umgang der Eltern mit den eigenen Emotionen beim Schreiben des emotionalen Lexikons eines Kindes eine entscheidende Rolle.

 

Ohne ein emotional stabiles Klima in der Familie kann das Kind keine adäquaten Strategien entwickeln, um Situationen vorherzusehen und damit angemessen zu reagieren.

 

Double Bind Botschaften

 

Bei Double Bind Botschaften handelt es sich um einen paradoxen Kommunikationsstil. In einer Interaktion werden dabei zwei widersprüchliche Botschaften vermittelt.

 

Hier ein paar Beispiele wie so etwas aussehen kann:

  • Mir geht es gut (mit leidendem Gesichtsausdruck)
  • Das tut doch gar nicht weh (zum Kind mit aufgeschürftem Knie)
  • Ich schlage dich, weil ich dich liebe (dabei ist es eigentlich Überforderung)
  • Das ist doch nicht so schlimm (wenn ein Kind traurig ist)

Das Kind wird im Bezug auf die Beziehung zu den Eltern unsicher. Da diese aber essentiell ist, lernt das Kind, eigene Gefühle und Wahrnehmungen zu übergehen und zu verleugnen. Gleichzeitig lernt es, dass Beziehungen keine Verlässlichkeit besitzen, dass von ihnen eine gewisse Art der Gefahr ausgeht. Es kommt zu Bindungsstörungen, für die Borderline-Betroffene bekannt sind. Einerseits sehnen sie sich nach Nähe, andererseits neigen sie dazu, Menschen von sich zu stoßen, weil unbewusst die Angst brodelt, man könne verletzt werden.

Wie erleben Borderline-Betroffene Gefühle?

Ich kann hier natürlich nur für mich sprechen, aber bei meiner Unterhaltung mit anderen Betroffenen stelle ich immer wieder fest, dass das Erleben oft sehr ähnlich ist.

 

Es ist ein Leben auf einem Vulkan, beständig bedroht von einem Ausbruch. Die Gefühle rasen unkontrollierbar von einem Extrem zum nächsten. Es fehlen einem die Bezeichnungen, um sie genauer identifizieren zu können. Und sie sind immer irgendwie gewaltig. Es schleudert einen von einem Ausbruch zum nächsten und dabei steht man hilflos daneben. Ausbrüche passieren, einfach so. Eben noch fühlt man gar nichts, dann schleudert es einen mitten in einen seelischen Schmerz, der kaum auszuhalten ist. Und dieser Schmerz braucht ein starkes Gegengewicht. Nur so kann man den Druck abbauen. Und dieses Gegengewicht ist dann oft die Selbstverletzung.

 

Je höher die innere Anspannung ist, umso weniger kann der Verstand die Gefühle regulieren. So greifen die Lernmodule Stresstoleranz und der Umgang mit Gefühlen stark ineinander. Das eine wäre ohne das andere nicht möglich. Und Stresstoleranz wiederum braucht Achtsamkeit.

 

Man kompensiert Unsicherheiten, die auch und gerade durch Verletzungen entstanden sind und braucht starken Halt im Außen. Was dann nicht selten zur Überforderung in der Beziehung führt.

 


Kurzer Einschub für Nichtbetroffene

Schauen Sie sich die beiden Blautöne der Handtücher an. Es gibt einen Unterschied. Stellen Sie sich vor, Sie müssten ihn benennen, die Namen der beiden Farben parat haben. Wenn nicht, droht Ihnen Leid. Vielleicht ein nicht unerheblicher Stromschlag. Sie haben 1 ... 2 ... 3 ... Minuten - Zeit vorüber = Dauerzustand Bordline-Stress.

Zugabe: Und wenn Sie wissen wollen, wie das Gehirn eines Menschen mit ADHS funktioniert (auch eine mögliche Zusatzerkrankung (Komorbidität) bei Borderline-Betroffenen): Während Sie sich noch fragen, ob tatsächlich ein Unterschied zwischen den blauen Handtüchern besteht, drehen sich dessen Gedanken auch darum, welchen Unterschied es bei den beiden violetten Handtüchern gibt und ob das einen Einfluss darauf haben könnte, wie man die blauen Farben sieht. Welchen Einfluss das Licht auf die Wiedergabe der Farben hatte. Wie die Flauschigkeit der Handtücher ist und welchen Einfluss das auf die Wahrnehmung der Farben hat ...


Diese ewige innere Leere

 

Für Borderline-Betroffene führt die emotionale Instabilität zum Verlust des eigenen Ichs, dem Gefühl dafür, wer man ist, wofür man steht. Etwas, was ich bei mir selbst beobachtet und kaum verstanden habe, was ich nun in zahlreichen Kontakten mit ebenfalls Betroffenen vermehrt gehört habe, ist das Gefühl, sich in seiner Meinung dem Gegenüber perfekt anpassen zu können. Ich kann ebenso gut für eine Sache argumentieren wie dagegen, denn aus dem Innen kommt wenig Resonanz.

 

Was mir den Eindruck vermittelt, ich bin unfähig einen festen Standpunkt einzunehmen und meine Meinung hängt an meinem Gegenüber. Ich kann so leidenschaftlich für eine Höchstgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen argumentieren wie dagegen, denn beide haben nachvollziehbare Argumente. Mir fehlt die emotionale Bindung an ein Thema. In solchen Momenten habe ich das Gefühl von Leere, auch von Unsicherheit. Man muss doch eine feste Meinung haben! Man kann nicht heute ebenso leidenschaftlich für eine Sache stimmen wie am nächsten Tag mit der gleichen Leidenschaft dagegen. Natürlich hat jeder Mensch Themen, bei denen ihm eine klare Stellungnahme schwer fällt. Bei mir, bei anderen Borderline-Betroffenen mit denen ich gesprochen habe, ist es fast generell so. An der Stelle bekommt man kein festes Bild von sich und somit fällt es schwer, Entscheidungen zu treffen, vor allem solche, die essentiell für das eigene Leben sind.

 

Rein in die Therapie - raus aus dem Gefühlschaos

 

Die ständige Suche nach sich selbst, nach den Gefühlen und eben auch einer klaren Linie, gleichzeitig explosionsartige Gefühlsspitzen, die einem Geysir ähneln und ebenso zerstörerisch sein können, dieses Spagat ist der kräftezehrende Alltag eines Borderline-Betroffenen.

 

Borderliner - Grenzgänger - der ewige Tanz am Abgrund ... ich finde mich tatsächlich in dieser Bezeichnung wieder. Und nun ist es ja auch nicht so, dass ich mit schlafwandlerischer SIcherheit am Abgrund entlang spaziere. Es gibt so viele Unwägbarkeiten, man wird hin und her gerissen. Verwirrung, Unruhe, Tumult, äußerste Anspannung, heftige Gefühle. Das alles llässt sich kaum mit einer normalen wöchentlichen Gesprächstherapie bewältigen. Es geht eben nicht nur darum, eine neue Perspektive aufs Leben zu finden, sondern zunächst darum, überhaupt die Sicherheit für eine Veränderung zu erarbeiten. Es braucht die konkrete Anleitung und die kontinuierliche Arbeit im DBT-Training, um sozusagen langsam auf stabilen Boden zu kommen.

 

Man kann seine Gefühle nicht benennen, in die richtigen Schubladen sortieren und kontrollieren, wenn es an Achtsamkeit sich selbst gegenüber fehlt. Und nur wenn ich weiß, wie ich aus Stresssituationen rauskomme, kann ich den nötigen Rahmen schaffen, um mich mit mir selbst zu beschäftigen. Allein das Wahrnehmen des Körpers fällt vielen Borderline-Betroffenen schwer. Und damit habe ich dann auch keine Hinweise darauf, wann meine innere Spannung ansteigt, was sich ja auch gerade über körperliche Reaktionen zeigt.

 

Ich weiß noch, dass ich mit dem Achtsamkeitstraining zum ersten Mal bemerkte, wie verkrampft ich meistens am Computer saß, mich dabei kaum bewegte. Schultern und Kopf bildeten eine starre Verbindung, waren unbeweglich. Damit geriet ich leicht in eine Überforderung, die ich erst dann bemerkte, wenn sozusagen der letzte Tropfen bereits ins Fass gefallen war und überfloss.

 

Dialektische Entscheidungen

 

Der innere Rückzug, das Abspalten, Dissoziieren, all das scheint typisch für Borderline zu sein.

 

Ich merke bei mir selbst manchmal, dass die Gefühle so intensiv sind, dass ich sie allein deshalb wenig unterscheiden kann. Freude fühlt sich dann wie Schmerz an, rein aufgrund dieser überwältigenden Intensität. Aufgrund dessen ziehe ich mich oft aus Situationen zurück, bin nur Beobachter. Das reduziert dann die Gefühle auf ein erträgliches Maß. Und dieser Distanz folgt ein Fremdheitsgefühl. Ich gehöre nicht dazu. Ich bin nicht Teil dieser Welt. Mich hat es erstaunt, wie viele Borderline-Betroffene mir gegenüber gesagt haben: "Ich fühle mich wie ein Alien. Ich bin auf dem falschen Planeten."

 

Wenn die Verbindung zu den Gefühlen früh gebrochen ist oder nie gelernt wurde, braucht man einen Rahmen, in dem man das Ausprobieren und Testen nachholen kann, damit sie einen auf dem weiteren Lebensweg nicht mehr so massiv kontrollieren können. Wir sind sozusagen die Aliens, die erst mal eine Schulung in menschlichem Miteinander brauchen, bevor sie in die Gesellschaft eintauchen können.

 

Dazu soll der therapeutische Rahmen dienen.

 

Ich bin nicht meine Gefühle!

 

Das ist für mich eine der wichtigsten Sätze nicht nur aus diesem Modul, sondern im ganzen DBT. Dieser Gedanke hat es mir erlaubt, eine andere Art der Distanz zu finden, indem ich nämlich eine Instanz schaffen konnte, die Gefühle "gegenliest", sozusagen "lektoriert", sie erkennt und sortiert. Es ist nicht notwendigerweise der Verstand, der nun die Entscheidungen trifft. Nicht umsonst sprechen wir schließlich von einem gesunden Bauchgefühl. Das soll auf keinen Fall in den Hintergrund gedrängt werden. Es geht mehr um eine dialektische Zusammenarbeit von Bauch und Kopf. Die gemeinsame Entscheidung ist die Entscheidung, die mir die größte Sicherheit gibt.

 

Nach Jahren der Therapie und viel üben kann ich mittlerweile meine Gefühle aus einer gewissen Distanz heraus betrachten und agiere damit ruhiger, gefasster, überlegter. Ich schaue sie mir an, überlege, ob sie der Situation angemessen sind - immer noch sind sie häufig sehr intensiv, zu intensiv, wodurch der Handlungsimpuls unerträglich stark wird. Oder es sind alte Gefühle aus einer früheren, ähnlichen Situation.

 

Gefühle lösen wie gesagt Handlungsimpulse aus. Und während ich diesen früher beinahe automatisch nachgegangen bin, habe ich jetzt die Möglichkeit zu entscheiden, ob meine Reaktion im Moment angemessen wäre. Das heißt nicht, dass Gefühle nicht sein dürfen. Im Gegenteil. Wut, Traurigkeit, auch Freude, sie alle haben eine Daseinsberechtigung. Aber sie haben kein automatisches Recht auf Handlungsfreiheit.

 

Um an diesen Punkt zu kommen, musste ich mich viel mit mir auseinander setzen, mir auch schmerzhafte Gefühle anschauen, die Vergangenheit neu bewerten. Das hat sehr viel Kraft gekostet und man setzt sich mit Unsicherheiten auseinander, was richtig Angst macht. Ich hatte das Glück, die Zeit und die Freiheit, mir Lerneinheiten in kleine verdauliche Häppchen aufspalten zu können.

 

Abgeleitet von meiner Auseinandersetzung mit meiner Angst- und Panikstörung habe ich gelernt, ich gehe bis zur Grenze und verlasse die Wohlfühlzone um einen Schritt. Das mache ich so lange, bis dieser eine Schritt zu meiner Wohlfühlzone gehört. Die darf ich dann auch einfach eine Weile mal genießen, bevor ich den nächsten Schritt gehe. Für mich war dieser Umgang mit meinen Gefühlen gerade im Bezug auf das Erlernen neuer zwischenmenschlichen Fertigkeiten eine gute Strategie.

Mit Atmen gegen Leere

Eine flache Atmung ist oft ein Vermeidungsmuster, damit man Gefühle nicht so stark spürt. Entsprechend kann eine tiefe Bauchatmung hilfreich beim Entdecken der eigenen Gefühle sein.

 

Man atmet tief in den Bauch, und am besten immer doppelt so lange ausatmen wie man eingeatmet hat. Dabei achtet man auf das Gefühl in der Magengegend. Mit jedem Atemzug wird man ihm näher kommen.

 

Es kann hilfreich sein, dabei zu überlegen, welcher Farbe man das Gefühl zuordnen würde. Gelb für das sonnige Glücksgefühl, dunkelblau für Traurigkeit. Oder man überlegt, ob das Gefühl mehr einem stürmischen Meer oder einem tiefen klaren Bergsee entspricht.

 

Mit diesen Bildern im Kopf kann man das Gefühl schon etwas klarer einordnen und mit den Basisgefühlen in Zusammenhang bringen. Wenn man das Gefühl so benannt hat, kann man hinschauen und sich die Situation dazu anschauen. So erkennt man leichter, welche Situation das Gefühl ausgelöst haben könnte. Wenn man das immer wieder übt, kommt man an einen Punkt, wo man aus der Distanz heraus schauen kann, ob das Gefühl dem Moment angemessen ist. So mag es sich zunächst wie starke Wut anfühlen, wenn der Freund das lange geplante Abendessen absagt. Mit der Zeit erkennt man, dass es doch eher Enttäuschung ist oder auch die Angst vor Verlust.

 

Die Gefühlszwiebel

 

Gefühle liegen in Schichten übereinander. Und das was am Anfang starke Wut war, mag sich am Ende als Verlustangst herausstellen. Dazu ist es wichtig, sich diesen Gefühlen zu stellen und sie zuzulassen. Sie dürfen sein. Sie sind erst mal nur eine Botschaft des Unterbewusstseins. Und es braucht seine Zeit, bis man die Sprache versteht, doch irgendwann kommt man zum Kern der Zwiebel, da hin, wo sozusagen unsere Bedürfnisse liegen.

 

Darüber verändert sich viel in der Kommunikation mit anderen. Wo ich zu Beginn nur unbändige Wut gefühlt habe, Borderline-typisch eine Szene machen musste, kann ich langsam erkennen, dass diese Gefühle viel differenzierter sind. Da ist nicht nur Wut, da ist auch Schmerz und jede Menge Angst. Und diese Gefühle gehören zu mir. Während ich also im Zustand unsäglicher Wut die Verantwortung für meine Gefühle an den anderen abschiebe - DU bist unzuverlässig, DU machst mich so wütend -, lassen Schmerz und Angst einen größeren Spielraum an Interpretationen. Schmerz existiert in mir. Er hat seine Ursache in einer Verletzung. Warum verletzt es mich so sehr, wenn der andere das Essen absagen musste? Womöglich verstehe ich sogar den Grund dafür. Warum also trotzdem das Gefühl von Schmerz? Und wenn man dann noch die Angst dazu nimmt, wird schnell, der Ursprung dieser Gefühle liegt nicht allein im Hier und Jetzt.

 

Mit dem Begriff "Angemessenheit der Gefühle" ist also nicht nur die Intensität gemeint, dass ich jetzt nicht wirklich den Geschirrschrank zerdeppern muss, weil mein Mann zehn Minuten zu spät von der Arbeit kommt, sondern auch das Hinsehen, warum ist diese Wut so intensiv? Welche anderen Aspekte spielen da mit rein (was wiederum zu "Vorsicht Falle" gehört.)

 

Die meisten Menschen empfinden zunächst Ärger, wenn sie vom Partner versetzt werden. Das ist angemessen. An der Stelle wird eine Grenze überschritten und der Ärger ermahnt uns: "Bitte einmal klären, geht er nicht wertschätzend genug mit mir um!" Doch wenn diese Wut so intensiv wird, dass man im sehr hohen Spannungslevel ist, dann kann ich nicht mehr angemessen reagieren, nicht mehr in aller Ruhe die Gründe für sein Zuspätkommen klären. Sondern dann wird aus der Wut, dass der Andere unzuverlässig ist, die Angst davor, nicht zumutbar zu sein, nicht geliebt zu werden, nicht gut genug zu sein.

 

Wenn ich also bis zum Kern der Zwiebel vorgedrungen bin, kann Bedürfnisse erkennen, Mangel heilen und damit Abhängigkeiten auflösen und in mir selbst ruhen.


Übung Vorsicht Falle

Immer wieder überfluten ungefilterte Gefühle das System und lösen einen Handlungsimpuls aus. Ganz typisch ist die rasende Eifersucht, die viele Borderline-Betroffenen bei sich erkennen. Das sind alte Gefühle, alte Verletzungen. Man schnauzt den Partner an, fängt gar an, ihn zu kontrolieren und weiß eigentlich gar nicht so genau, warum.

 

Das ist eine typische Situation für die Übung "Vorsicht Falle". Dahinter steckt die Frage nach der Angemessenheit des Gefühls. ist die Eifersucht vielleicht zu stark? Welche Situationen kennt man, in denen solch eine starke Eifersucht berechtigt war? Welche Verletzungen gibt es?

 

Dabei darf man nicht aus den Augen verlieren, dass Skills keine Tiefflieger sind, die einem im richtigen Moment am Kopf treffen und das Problem löst sich in Luft auf.

 

"Vorsicht Falle" dient lediglich dazu, solche Muster aufzudecken, sie sich bewusst zu machen und die Übung ist keine Garantie dafür, dass sich die Eifersucht in Luft auflöst.

Übung Emotions-surfing

Man darf das, habe ich mittlerweile gelernt. Man darf traurig sein, deprimiert, ängstlich, wütend... alle Gefühle haben ihre Daseinsberechtigung. Ich nenne sie "Botschaften aus dem Unterbewusstsein".

 

Depressionen bieten tolle Wellen zum Surfen. Meine sagen mir: "Du hast dich mal wieder überfordert. Tritt kürzer!" Und weil diese depressiven Episoden nur Gefühle sind und ich nicht meine Gefühle bin, kann ich einen ganzen Nachmittag bei heißer Schokolade und Kuchen, trauriger Musik und intensiver Bekuschelung durch zwei wunderbare Katzen die Welle reiten.

 

Emotionen kommen und Emotionen gehen wieder. Es braucht nur Geduld.

Übung Stop-Denk

"Gefühle lieben sich selbst." Auch so ein Satz aus dem DBT-Training. 

 

Und wenn man sich mit Gefühlen mal näher beschäftigt, ist da was wahres dran. Wenn man schon mal deprimiert ist, zieht das gerne weitere depressive Gedanken nach sich. Der passende Filter wird vor die Wahrnehmung geschoben und plötzlich sieht alles trübe aus.

 

Da hilft meist nur ein kräftiges STOPP. Und dann gleich noch eins hinterher und weil diese Gefühle so schrecklich selbstverliebt sind, kann sich das durchaus eine Weile hinziehen. Man merkt dann jedoch, dass die Abstände länger und länger werden und wenn man ganz viel geübt hat, kann man Gedanken und auch Gefühle tatsächlich mit einem STOPP zur Seite schieben, ohne sich in diesem ewigen Strudel zu verlieren.